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Die Neurologie ist der einzige medizinische Fachbereich, der Rehabilitation für Schwerstkranke anbietet. Mit dem Ausbau der Beatmungsstation setzt man in Gernsbach neue Maßstäbe. Was das beinhaltet, erfahren wir von Chefarzt Dr. Christian Wolf.
Herr Dr. Wolf, was sind Gründe für den Ausbau der Intensivmedizin?
Dr. Christian Wolf: Viele unserer Frühreha-Patienten kommen nach schwerwiegenden Krankheiten direkt von Intensivstationen zu uns. Es ist wichtig, die Rehabilitationsbehandlung so früh wie möglich zu beginnen. Wir wollen auch diejenigen behandeln, die noch zu schwach zum eigenständigen Atmen sind und daher intensives Training der Atemmuskulatur benötigen. Nun kommt hinzu, dass viele Intensivstationen überbelegt sind. Wir erhalten regionale und überregionale Patientenanfragen. Dabei geht es oft um die Entwöhnung von der maschinellen Beatmung, was mehrere Wochen dauern kann. Genau hier können – und wollen – wir uns als Reha- Zentrum stärker aufstellen, um die Akutkliniken zu entlasten. Denn die Betten auf den Intensivstationen werden dringend gebraucht!
Was unterscheidet die Beatmungsstation am Reha-Zentrum von der Intensivstation einer Klinik?
Wolf: Auf einer klassischen Intensivstation finden keine Rehabilitationsmaßnahmen statt. Diese Stationen sind für die Versorgung akuter schwerer Krankheitsfälle zuständig.
Wir können die Patienten jedoch bereits unter intensivmedizinischen Bedingungen übernehmen und unter optimaler therapeutischer Unterstützung von der maschinellen Beatmung entwöhnen.
Welche Qualifikationen benötigt man für die intensivmedizinische Pflege?
Wolf: Unsere Mitarbeiter erhalten eine intensive Einarbeitung in die Erfordernisse der Beatmung, der Intensivüberwachung und der Versorgung von schwer betroffenen Patienten. Darüber hinaus haben wir Krankenpfleger mit der Fachweiterbildung zur Intensivpflege.
Ist die Arbeit auf der Beatmungsstation etwas Besonderes?
Wolf: Auf jeden Fall! Die Mitarbeiter aus Therapie und Pflege sowie die Ärzte arbeiten in einem multiprofessionellen Team eng zusammen. Die pflegerische Arbeit beinhaltet viele medizinische und therapeutische Tätigkeiten. Und durch den hohen Pflegeschlüssel kann eine Pflegekraft sehr intensiv mit nur wenigen Patienten arbeiten und die Patienten sind über lange Zeit bei uns. Auch medizinisch ist die Arbeit reizvoll. Wir arbeiten in einem Team aus Neurologen, Internisten und Intensivmedizinern im ständigen fachlichen Austausch. Für die Assistenzarztausbildung ist das optimal. Viele unserer Mitarbeiter sind aufgrund der breiten fachlichen Ausbildungsmöglichkeiten bei uns. Durch die enge Teamarbeit und die intensive Patientenbetreuung entstehen eine anspruchsvolle Tätigkeit und eine persönliche Arbeitsatmosphäre.
Welche Patienten kommen in „Phase B“ zu Ihnen in die Neurologie?
Wolf: Patienten, bei denen sowohl Bedarf an akutmedizinischer Behandlung als auch an Rehabilitationsmaßnahmen besteht. Die Patienten sind voll pflegebedürftig, viele haben schwere Bewusstseinsstörungen, Hirnschädigungen, Schluckstörungen, müssen beatmet oder überwacht werden. Die größte Patientengruppe sind Schlaganfallpatienten, die schon wenige Tage nach dem Schlaganfall mit einer intensiven Rehabilitation beginnen können.
Was sind die schönsten Erlebnisse in der Frührehabilitation?
Wolf: Für viele Patienten ist es ein großer Schritt, wenn sie wieder das erste Wort sprechen können. Am Beatmungsgerät geht das nicht, weil keine Luft durch den Kehlkopf geleitet wird. Die Patienten werden im Rahmen der Beatmungsentwöhnung von der Maschine getrennt und bekommen ein spezielles Sprechventil. Wenn wir sie auffordern: Jetzt sagen Sie mal „Hallo!“, dann haben die ein Strahlen im Gesicht, wenn sie ihre eigene Stimme hören. Das sind berührende Momente.
Herr Dr. Wolf, was sind Ihre Ziele?
Wolf: Der Bedarf an Frührehabilitation in der Region ist groß. Wir können bisher nur einen kleinen Teil der Patientenzuweisungen übernehmen, werden aber weiter wachsen. Mein Ziel ist es, die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen und die therapeutische, pflegerische und ärztliche Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern. Wir haben neben der Frührehabilitation und der Beatmungsstation auch ein Rehabilitationsangebot für weniger betroffene Patienten. Seit einem Jahr bieten wir zum Beispiel ein beruflich orientiertes Reha-Programm über die Deutsche Rentenversicherung an. Auch hier wollen wir unser Angebot kontinuierlich an den Versorgungsbedarf anpassen. Ich möchte in unserer Klinik ein umfassendes Rehabilitationsanbot für alle neurologischen Erkrankungen und alle Schweregrade anbieten.
Was zeichnet für Sie das MEDICLIN Reha-Zentrum Gernsbach aus?
Wolf: Der Anspruch aller Mitarbeiter an eine medizinisch, pflegerisch und therapeutisch hohe Versorgungsqualität und der Wille, kontinuierlich weitere Angebote für unsere Patienten zu schaffen. Weiterentwicklung ist das A und O – auch wenn es darum geht, neue Kollegen zu finden und zu binden. Denn Mitarbeiter wollen sich qualifizieren und weiterkommen! Das in einem fachlich kompetenten und menschlich zugewandten Team gemeinsam gestalten zu können macht Freude. Mit der Rückendeckung des Klinikunternehmens MEDICLIN sind wir dafür sehr gut aufgestellt.