Integration leicht gemacht

Am MEDICLIN Reha-Zentrum in Gernsbach werden ausländische Kollegen rundum gut begleitet. Bis zur Anerkennung als Fachkraft für Gesundheits- und Krankenpflege sind sie zunächst als Pflegehelfer angestellt. Die Anerkennungsphase dauert zwischen neun und zwölf Monate. In dieser Zeit durchlaufen sie unterschiedliche Fachbereiche und besuchen am Ökumenischen Institut für Pflegeberufe in Offenburg den Vorbereitungskurs für die Prüfung. Viele Mitarbeiter haben auf diesem Weg bei MEDICLIN die Anerkennung ihrer Pflegeausbildung erhalten. Das „Ankommen“ unterstützen ein Sprachlehrer und die Integrationsbeauftragte.

Amal Hadj Kacem, 27 Jahre, lebt mit Ehemann in Gernsbach. 2016 kam sie aus Tunesien nach Deutschland. Dort hatte sie bereits eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege absolviert.

Amal, Sie arbeiten seit 2016 am Reha-Zentrum Gernsbach. Zuvor haben Sie die Kurse und Prüfungen für die Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpflegerin erfolgreich bestanden. Was waren Beweggründe, Ihr Land zu verlassen und nach Deutschland zu kommen?

Die politische und wirtschaftliche Situation in Tunesien war sehr schwierig. Der Wunsch nach mehr Sicherheit und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gab den Ausschlag für den Entschluss, in Deutschland etwas Neues zu wagen.
Darauf habe ich mich ein Jahr vorbereitet und die deutsche Sprache erlernt. Ich wusste, dass Pflegekräfte in deutschen Kliniken gesucht sind. Meine Ausbildung passte somit ganz gut. Die Anerkennung hat zwar ein wenig gedauert, aber ich habe es geschafft. Und ich freue mich jeden Tag, dass ich hier in diesem tollen Team arbeiten kann.

Wo gibt es Unterschiede zwischen den Ländern?

In meiner Heimat ist die Auswahl an medizinischen Materialien nicht so groß, wie in Deutschland. Es macht Spaß, diese hervorragenden Materialien und die Prozesse, wie hier mit Wundmanagement umgegangen wird, kennenzulernen und das selbst anzuwenden. In vielen Ländern der Welt ist Pflege ein Studium. Wir sind Aufgaben gewohnt, die in Deutschland nur Ärzte machen. In Tunesien habe ich zum Beispiel Arterienblutabnahmen übernommen. Dort gibt es in der Pflege Helfer, die die Patienten waschen, sich ums Essen kümmern, und die Pflege übernimmt vorwiegend die Behandlung.

Wollen Sie sich weiterqualifizieren?

Ja, ich will fachlich dranbleiben, immer weiterkommen, neue Methoden kennenlernen. In Zukunft will ich gern noch Intensivpflege lernen. In Tunesien habe ich im Rettungsdienst und in der Notaufnahme gearbeitet. Ich habe ein „starkes Herz“, wie man bei uns sagt. Und kann gut mit stressigen Situationen umgehen. Ich freue mich, wenn die Beatmungsstation ausgebaut wird. Das ist eine fachliche Herausforderung.

Wie klappt es mit der Sprache?

Anfangs war es schwierig, obwohl ich den Deutsch-Basiskurs mit 400 Unterrichtseinheiten absolviert hatte. Die Sprachkurse, die einmal wöchentlich in der Klinik von einem Deutschlehrer angeboten werden, haben mir sehr geholfen.

Gab es feste Ansprechpartner für Sie?

Ja, sogar mehrere. Unsere Stationsleitung hat mich immer unterstützt. Natürlich hat es etwas gedauert, bis ich richtig im Team angekommen war. Andere Kultur, andere Sprache, andere Arbeitsweisen… Ich bin mit zwei Kolleginnen aus Tunesien hierhergekommen, wir haben fast zwei Jahre lang zusammengewohnt. Das und die freundliche familiäre Atmosphäre haben mir sehr geholfen.