Wie die Natur des Waldes wirkt

Dass sich der Wald – gerade in Corona-Zeiten – als stets frisch belüfteter Therapieraum besonders gut eignet, bestätigt das für die Klinik entwickelte Waldbadekonzept, das seit Sommer fester Bestandteil der Reha-Maßnahmen ist.

„Waldbaden“, für diese Therapieform im Freien ist der Standort Langer Weg inmitten der schönen Streuobstwiesen mit der Nähe zum Wald hervorragend geeignet. Die heilsame Wirkung ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Die Atmosphäre und die Duftstoffe, sogenannte Terpene, die der Wald verströmt, senken den Blutdruck, reduzieren Stresshormone und stärken das Immunsystem. Vermutlich tragen auch die Ruhe und das besondere Klima dazu bei. Das schützende Dach der Baumkronen spendet Schatten, das von den Bäumen verdunstete Wasser sorgt für gesunde Luftfeuchte. „Beim Waldbaden geht es darum, seine Sinne zu öffnen, ins Spüren zu kommen und das ‚Ganz-bei-sich-zu-Sein‘ zu genießen“, erläutert die Gesundheits- und Krankenpflegerin Anne Faigle. Sie ist eine von sechs Mitarbeiterinnen, die im Frühjahr zu zertifizierten Waldtherapeuten ausgebildet wurden.

Der Wald senkt den Blutdruck und stärkt das Immunsystem

Was bedeutet Waldbaden? Der Begriff kommt aus Japan, wo der Wald als „Therapieraum“ schon lange in die Gesundheitsprävention einbezogen wird. Einer der führenden Wissenschaftler für Waldmedizin, Yoshifumi Miyazaki, zeigte in Untersuchungen, dass sich Patienten von einer Operation schneller erholen, wenn sie vom Krankenhausfenster auf Bäume blicken. Bereits das Betrachten von Baumbildern senkt den Stresshormonspiegel um 13 Prozent. „Waldbaden heißt, sich bewusst auf die Natur einzulassen. Geräusche wie Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes durch die Blätter, das Licht, die Rinde, das Moos und vieles andere mehr intensiv wahr- zunehmen“, erklärt Faigle. Die Therapien an der frischen Luft bieten zu Corona-Zeiten auch weitere Vorteile, da sich Aerosole mit Viren draußen nach- weislich nicht so lange halten können wie in Innenräumen. Doch ganz gleich ob innen oder außen – in Corona-Zeiten sind im Reha-Zentrum alle Therapiegruppen auf maximal sechs Personen begrenzt. Alle Reha-Angebote finden unter Beachtung der nötigen Hygiene- und Abstandsregeln statt.

Die Waldtherapeuten bieten unterschiedliche Kurse für Patienten der Reha-Bereiche an. „Besonders interessant sind Waldtherapien für neurologische Patienten mit hohem Blutdruck, auch für Herzpatienten, die in der Reha Ruhe finden sollen“, erklärt Anne Faigle. Auch geriatrische Patienten können vom Waldbaden profitieren. Die therapeutischen Übungen beinhalten unter anderem die richtige Atemtechnik, denn viele ältere Menschen atmen zu oberflächlich. Wichtig ist den Therapeuten in Gernsbach, dass die Patienten sich wohlfühlen. Anne Faigle rät, das Waldbaden einfach mal ohne Vorbehalte auszuprobieren. Denn darum geht es schließlich in der Reha: für sich zu entdecken, was einem guttut, und das zu Hause weiterzuführen.